Reizfütterung |
Die Völker zur Trachtreife führen. |
Nach den ersten Kontrollen und der Auswinterung müssen die Bienenvölker zur Trachtreife herangeführt werden. Unter diesem Begriff verbirgt sich das Bemühen des Imkers, möglichst alle Völker an seinem Bienenstand annähernd auf die gleiche Stärke zu bringen und dies so, dass am Beginn der Raps- und Obstblüte die optimale Stärke für einen ertragreichen Trachtflug gegeben ist. Die Herausforderung dieser Arbeit liegt darin, den richtigen Zeitpunkt für die optimale Volksstärke zu treffen. Abhängig ist diese Arbeit von mehreren Faktoren. Die Witterung kann der Imker nicht beeinflussen. Die Ausgangssituation wurde schon im letzten Herbst bei der Einfütterung und der Völkerführung in der Einwinterungsphase zum Großteil vorbestimmt. Änderbar ist jetzt nur noch der Zustand jedes einzelnen Volkes über die Manipulation mittels Fütterung, Wärmeregulierung und Platzangebot. Der Wabenbau kann durch Austausch von Leer- oder Futterwaben erneuert werden. Ermittlung des richtigen Zeitpunktes:Den Zeitpunkt, zu dem die Trachtreife erreicht sein muss kann man zunächst grob planen, indem man über mehrere Jahre hinweg beobachtet, wann die Vollblüte einsetzt. Regional ist dies unterschiedlich. Man kann sich daher nur bedingt auf die Erfahrung von Imkern verlassen, die in Fachzeitschriften wie beispielsweise der Imkerzeitung oder auch im Internet bekannt gegeben werden. Das Mittel der Wahl ist in diesem Fall die eigene Beobachtung.
Mein Trachtkalender entstand von 1990 bis 1995 aus meinen Beobachtungen in meinem Heimatort. Über den
Zeitraum von sechs Jahren habe ich genau beobachtet und dokumentiert, zu welcher Zeit welches Trachtangebot
meinen Bienen zur Verfügung stand. Beobachtet habe ich zur Erstellung des Kalenders lediglich die Massentrachten,
da nur die Angebote, die in Massen auftreten für die Völkerführung relevant sind. Ermittlung der nötigen Futtermenge:Zur Ermittlung der Futtermenge, die jedes Volk benötigt nutze ich seit Jahren als primären Parameter das Gewicht der Völker.
Mein Deckenkran ist für die Ermittlung des Gewichtes und damit des Futterbedarfs der Völker eine große Hilfe. Ausgehend von den Gewichten, die ich schon bei der Auswinterung und bei den vorausgegangenen Kontrollen festgestellt habe, füttere ich die Bienen nun, je nach Gewicht des einzelnen Volkes mit mehr oder weniger Honig über die Zeit von Ende März bis Ende April. Als Reizfutter im Frühling benutze ich ausschließlich Honig. Tritt nämlich währen, oder kurz nach der Fütterung wider Erwarten Tracht ein, so habe ich in den Völkern kein Futter in Form von Zuckerwasser, das die Bienen, weil sie dies nicht mehr benötigen in die Honigräume umlagern können. Eine Verfälschung der Honigtracht ist damit ausgeschlossen. |
Fütterung: |
Den Blütenhonig streiche ich mit dem Stockmeißel in eine flache Holzschale, die ich den Bienen im hohen Unterboden reichen kann. |
Die Bienen bilden mit ihren Körpern dann unter dem Volk eine Art "Saugrüssel" innerhalb dessen sie dann das Futter durch Weitergabe
von einer Biene an die andere in die Waben und zur Brut befördern.
Der Vorteil dieses Verhaltens ist in der meist kühlen April-Witterung enorm.
Keine Biene muss die schützende Winterkugel verlassen und alleine an die Futterquelle und wieder zurück krabbeln. Der "Weg des Futters" führt
nicht (im Magen einer Biene) über die Zargenwand, sondern senkrecht auf kürzester Strecke von unten nach oben. Die Bienen können auf diese
Art die Wärme in der Traube ohne wesentliche Verluste auf der Bruttemperatur von 35 C° halten und nutzen. Durch die Vermeidung von "langen Wegen"
der einzelnen Biene wird zusätzlich Energie eingespart, die der Brut zu Gute kommt. Außerdem kann durch den Saugrüssel die Bruttemperatur
bis an das Futter "herangeführt" werden, das sich so wesentlich leichter verflüssigen lässt. Einer einzelnen Biene auf dem kalten Futter
wäre dies nicht möglich. Dies ist ein anschauliches Beispiel dafür, dass ein Bienenvolk durch die Effizienz seiner Masse und durch das an die gegebenen Umstände angepasste Verhalten Leistungen vollbringen kann, die einer einzelnen Biene nicht möglich wären. |
PlatzangebotBeim Einrichten der Völker für die Winterruhe im Vorjahr, bin ich bestrebt, alle Völker möglichst so zu lenken, dass ich sie auf (in) zwei Zargen überwintern kann. Im Frühling finde ich dann auch annähernd gleich starke Völker vor, die ich zur Trachtreife führen kann. Bei jungen Völkern, oder späten Schwärmen gelingt dies nicht immer. Diese überwintern dann auf einer Zarge, sind aber die Ausnahme.Während der Reizfütterungen blicke ich immer wieder auch unter die Völker. Hängt ein Volk, das auf zwei Zargen sitzt Anfang April leicht in den Unterboden durch, so kann ich mir sicher sein, dass ich Ende April ein starkes, trachtreifes Volk zur Verfügung habe. Bei guter Witterung im April kann ein solches Volk dann schon auf drei Zargen erweitert werden. Völker, die nicht, oder weniger durch hängen, als der Rest des Bestandes werden stärker gefüttert. |
Ein Volk, das gegen Ende April auf drei Zargen sitzt und stark in den Unterboden durch hängt, kann bedenkenlos auf vier Zargen erweitert werden. Die Erweiterung geschieht immer durch das Aufsetzen einer Zarge mit leeren Waben, die ich nach der letzten Ernte im Vorjahr im Keller über Winter aufbewahrt hatte. Bei der Erweiterung auf die vierte Zarge gebe ich bei starken Völkern auch Mittelwände. Diese Erweiterung mit leeren, unbebrüteten Waben in der dritten und mit Mittelwänden in der vierten Zarge hat den Vorteil, dass ich Honig aus sauberen, frisch aufgebauten Waben ernten kann. Obwohl die Bienen bebrütete Waben nach dem Schlupf der jungen Bienen reinigen, enthalten diese immer noch geringe Verunreinigungen. Die Zählung der Zargen erfolgt übrigens immer von unten nach oben. Die unterste Zarge ist die Erste, die oberste Zarge ist die vierte Zarge. |
Ein Blick unter das Volk:Hier noch ein kleiner Film, der zeigt, wie lebhaft es in der Bienentraube im Bereich des Unterbodens im Frühling zugeht. Unten, auf dem Boden liegen tote Bienen, die während der Wintermonate verendet sind. Diese werden von den Bienen erst dann restlos aus dem Stock entfernt, wenn die Bienentraube bis an den Unterboden heran reicht. |