Frühjahrskontrolle

Lieber weniger als zu viel ...

Im Winter hat der Imker, bis auf ganz wenige Ausnahmen, an seinen Bienenvölkern nichts zu tun.

Erst wenn die ersten Sonnenstrahlen im Februar die Temperaturen am Standort der Bienen auf Werte um die +10 C° ansteigen lassen, sucht der Imker seinen Bienenstand auf. Wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, spürt man von ganz alleine. Es sind die Tage, an denen man nach den langen düsteren und kalten Tagen und Monaten selbst einmal wieder gerne in's Freie geht und einen Spaziergang unternimmt.

Zu tun ist bei diesen Kontrollgängen wenig.

Ich beschränke mich lediglich auf die Kontrolle der Fluglöcher und darauf, ob die Völker alle den Winter überstanden haben, also ob alle Bienenvölker noch am Leben sind. Als zusätzliche Kontrolle nehme ich an diesen Tagen schon die erste Wiegung vor, um einen Anfangswert für jedes Volk zu notieren. Da die Völker um diese Zeit schon brüten, wird der Unterboden, der über Winter entfernt war, wieder eingeschoben.

Völker, die den Winter nicht überlebt haben, müssen ausgeräumt werden, bevor die Wachsmotte den gesamten Wabenbestand vernichtet hat.

An den Fluglöcher der Bienenvölker tut sich noch nichts. Nur vereinzelte Bienen verlassen zum Wasser holen den Stock. Die Fluglöcher bleiben zu dieser Zeit noch auf den engen Zugang, der über Winter offen stand, begrenzt.

Wenn keine oder nur wenige Bienen fliegen, kann man ganz nahe am Flugloch lauschen. Wenn man dabei ein leichtes Rauschen vernimm, so als ob man in einem Laubwald stünde, in dem ein leichter Wind die Blätter bewegt, dann kann man schon sicher seien, dass mit diesem Volk alles in Ordnung ist.


So mancher ungeduldige Imker lauscht schon in den Wintermonaten an den Beuten und klopft, wenn er nichts hört dagegen, um die Bienen zum rauschen zu bringen. Dies sollte man tunlichst vermeiden. Im Winter braucht der Bien seine Ruhe. Wenn er zu häufig gestört wird, verbraucht er mehr Futter, als in der Ruhe. Man kann auf diese Weise ein Volk regelrecht "zu Tode klopfen"!
Dieser Fehler passiert oft Neulingen in der Imkerei, da sie immer wieder kontrollieren wollen, ob ihre Völker noch am Leben sind.


Im Bienenhaus hebe ich bei jedem Volk den Isolierdeckel vom oberen Zargen ab. Durch die Klarsichtfolie, die direkt auf den oberen Trägern der Rähmchen aufliegt kann man schön den Sitz der Bienen in der Wintertraube erkennen. Die Folie wird hierzu nicht von den Wabenträgern gelöst. Sie wurde von den Bienen im letzten Herbst mit Propolis verklebt und schließt das Volk nach oben luftdicht ab. Das lösen der Folie würde unnötige Unruhe erzeugen, die wieder vermehrten Futterverbrauch zur Folge hätte. Hat man im letzten Herbst frische Folien auf die Völker gelegt, kann man im Frühjahr ungehindert hindurch blicken.

An feinen Tautröpfchen, die sich innen an der Folie nieder schlagen, erkennt man, dass in diesem Volk schon die erste Brut gepflegt wird.


Das Wiegen schließt den ersten Kontrollgang ab. Die Völker werden hierzu lediglich am hinteren Ende der Beute mittels des Wiegehakens um ca. 1cm angehoben. Das Gewicht wird abgelesen und als Anfangsgewicht für das laufende Bienenjahr in eine Tabelle übertragen, die das ganze Jahr hindurch geführt wird. Das Auf und Ab zeigt in einer Grafik deutlich die Entwicklung eines Volkes an.

Zur Kontrolle kann ein Vergleich mit dem zuletzt festgestellten Gewicht des Vorjahres zeigen, wie hoch in etwa der Futterverbrauch über den Winter gewesen ist. Wer diese Wiegungen einmal selbst praktiziert, wird erkennen, dass ein Bienenvolk über den Winter kaum an Gewicht verliert. Die Masse des Futtervorrates wird erst Ende Februar und im März verbraucht, wenn der Brutkörper anwächst und die vielen Jungen Bienen vom eingelagerten Winterfutter zehren und zugleich in der Natur noch nichts zu holen ist.


Beim nächsten Kontrollgang, der schon drei bis vier Tage später erfolgen kann, schiebe ich alle Unterböden wieder unter die Völker. Zur Überwinterung entferne ich die Unterböden regelmäßig Anfang November von allen Völkern. Diese Maßnahme kühlt das Innere der Beute um einige Grad Celsius ab und trägt dazu bei, dass die Völker schneller aufhören zu brüten. Ohne Brut übersteht ein Bienenvolk den Winter viel besser, als wenn es noch im Dezember und Januar größere Brutflächen pflegt. Der Futterverbrauch ist niedriger, weil die Stockwärme nicht auf die Bruttemperatur von 35 C° aufgeheizt werden muss und weil keine Brut vorhanden ist, die gefüttert werden muss. Wenn dann Ende Februar wieder mehr Brut im Volk vorhanden ist, hilft der Unterboden den Bienen, die Temperatur wieder zu erhöhen.

Ein schöner Nebeneffekt des Überwinterns ohne Unterboden ist die Tatsache, dass das Gemüll, das auch in den Wintermonaten im Bienenvolk anfällt durch das Bodengitter aus der Beute heraus fällt und so den Bienenstock nicht unnötig verunreinigt.