Pflege und Aufbau der jungen Völker

Vorschwarm

Die Pflege junger Völker ist eine der wichtigsten Aufgaben, um im kommenden Jahr vitale und kräftige Wirtschaftsvölker zur Verfügung zu haben. Diese Völker sollen ja im kommenden Jahr die "Rennpferde" des Bestandes darstellen, aus denen wieder neue Völker entstehen sollen und von denen die Masse des Honig-Ertrages kommen soll.

Die Tätigkeiten und der Aufwand, den man bei dieser Arbeit betreiben muss, unterscheiden sich abhängig von der Art des jungen Volkes, das zu betreuen ist.

Ein Vorschwarm verlangt vom Imker wesentlich weniger Aufmerksamkeit als ein Nachschwarm, oder ein Ableger.

Im Vorschwarm befindet sich ja, wie unter dem Menü "Schwarm" beschrieben die alte Königin des Muttervolkes mit der Masse der Flugbienen aus diesem Volk. Die alte Königin hat den Vorteil, dass sie sofort, nach Einschlag in die neue Beute mit der Bestiftung der ersten Waben beginnen kann. Mehrere Begattungsflüge, die sich über zehn Tage hin ziehen können entfallen. Wenn man die neue Zarge, in die der Schwarm eingeschlagen wurde in der Mitte mit zwei ausgebauten Waben bestückt hat, entfällt auch noch die Zeit, die die Bienen für den Aufbau von Waben benötigen würden. Die Arbeitsbienen müssen lediglich diese beiden Mittelwaben reinigen. Schon nach zwei, drei Tagen kann man in diesen Waben dann große Flächen mit bestifteten Zellen beobachten. Innerhalb der ersten beiden Tage können die Arbeiterinnen dann auch schon die Mittelwände, die rechts und links der Mittelwaben hängen so weit ausbauen, dass die Königin auch diese Waben bestiften kann. Die Legetätigkeit der Königin kann so nahtlos fortgeführt werden.

Da die Masse der Schwarmbienen ja aus "erfahrenen" Trachtbienen besteht, kommt auch schon in der ersten Woche der Futterstrom, der für die Aufzucht der jungen Bienen wichtig ist voll in Gang. Wenn die Witterung günstig ist, ist der Schwarm in der Lage, schon nach einer Woche ein ordentliches Brutnest mit fetten Futterkränzen anzulegen. Die Zeit der Volltracht, in die normalerweise der Vorschwarm fällt trägt ebenfalls zur zügigen Entwicklung des neuen Volkes bei.

Hat sich das Volk nach einer Woche wie beschrieben entwickelt, kann man schon die zweite Zarge aufsetzen. Auch hierfür verwende ich wieder in der Mitte der Zarge zwei ausgebaute Waben und fülle rechts und links davon die Zarge mit Mittelwänden auf. Auch diese Zarge wird bei anhaltend guter Tracht schnell von den Bienen in Beschlag genommen. Die Königin steigt auf die Mittelwaben der zweiten Zarge auf und bestiftet auch diese zügig, sodaß die Entwicklung des Volkes schnell voran geht.

Schon nach ca. 4 Wochen hat man dann ein neues Volk am Bienenstand, das ohne weitere Pflegemaßnahmen den Wirtschaftsvölkern annähernd gleich kommt. Auf zusätzliche Futtergaben kann bei guter Tracht gänzlich verzichtet werden. Im Gegenteil! Es wird in den meisten Fällen schon möglich sein, noch im gleichen Jahr der Entstehung des Schwarms, von diesem einige kg Honig zu ernten.

In Imker-Kreisen wird hier meist empfohlen, gleich nach Einschlag des Schwarms in die erste Zarge eine Behandlung gegen die Varroa vorzunehmen. Ich habe dies mehrmals getestet und dabei die Erfahrung gemacht, dass dies nicht notwendig ist. Da der Schwarm in der Regel im Mai fällt, schlüpfen dort die ersten Jungbienen im Juni. Die Behandlung des gesamten Bienenstandes gegen die Varroa erfolgt bei mir Ende Juli. Bis da hin hat die Varroa keine Chance, sich derart zu vermehren, dass sie Schaden anrichten kann. Auch der Honig, der dann zur Einrichtung des Wintersitzes des Schwarms evtl. noch entnommen werden muss, ist ohne Behandlung frei von Rückständen. Das Bienenvolk wird in seiner aufsteigenden Entwicklung nicht gestört und kann auf zwei voll belegten Zargen in den Winter gehen.

Ableger und Nachschwarm

Die Ableger werden in Abstimmung auf die Königinnenzucht Ende April oder Anfang Mai gebildet. Ihre Entwicklungszeit fällt daher in die Volltracht. Futtergaben sollten auch hier, zumindest bei den größeren Einheiten entbehrlich sein.

Wenn ich im kommenden Jahr weniger Jungvölker benötige, dann erstelle ich größere Einheiten von 6 bis 8 Waben, die sich aus vier Brutwaben und 2 bis 4 Leer- und Futterwaben zusammensetzen. Die Bienen auf den Brutwaben werden vom abgebenden Volk mit in den Ableger umgehängt und dazu noch Bienen von 6 bis 8 offenen Brutwaben hinzu gefegt. Ich achte natürlich stets darauf, dass in diese Einheiten keine Königin mit umquartiert wird. Solche Ableger verfügen dann über junges Bienen- und eine Menge Brutmaterial. Die Jungbienen leben mindestens noch 4 Wochen, die ungeschlüpfte Brut verstärkt das kleine Volk in den kommenden drei Wochen und wird dann ebenfalls noch 4 - 6 Wochen dem Jungvolk als Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Die junge Königin, die der Einheit neun Tage nach Erstellung zugesetzt wird, hat also genügend Zeit, um innerhalb von 10 bis 14 Tagen ihre Begattungsflüge durchzuführen und mit der Eiablage zu beginnen. Sechs Wochen nach Erstellung des Ablegers werden also schon die ersten Jungbienen aus den Stiften der zugesetzten Königin schlüpfen. Dies reicht aus, um einen Übergang vom Bienenmaterial, das dem Ableger bei der Erstellung gegeben wurde, zum Bienenmaterial, das von der jungen Königin stammt, sicher zu stellen.

Diese Berechnung auf der Zeitschiene für den Massenwechsel der Bienen eines Ableger gilt auch für die kleineren Ableger und die Nachschwärme.

Kleine Ableger erstelle ich in Jahren, in denen ich mehr "Nachwuchs" benötige.

Diese werden mit vier Waben erstellt, von denen -
  • eine eine Brutwabe mit offener Brut, Larven und Stiften,
  • eine eine Brutwabe mit nur gedeckelter Brut,
  • eine eine Leerwabe mit Wasser und
  • eine eine Futterwabe ist.

  • Während die größeren Ableger ohne weiteres innerhalb von 4 bis 6 Wochen eine ganze Zarge mit Bienen und mehreren Brutwaben auffüllen, haben diese kleineren Einheiten einen schlechteren Start. Aufgrund der geringeren Anzahl an Bienen und Brut, die beim Start zur Verfügung stehen, benötigen diese Einheiten länger, um einen Zargen auszufüllen. Der Raum muss mit vom Ableger selbst erzeugten Jungbienen ausgefüllt werden. Daher müssen diese Einheiten sorgfältiger behandelt werden.

    Bei jeder Art von Ablegern und auch bei den Nachschwärmen ist jedoch eines gleich:
    Nach Einschlagen des Schwarms in die Beute und nach Zusetzen der Jungkönigin in die Ableger sollte der Imker sich 10 bis 14 Tage von den Einheiten fern halten. In dieser Zeit führt nämlich die Jungkönigin ihre Begattungsflüge durch. Sie muss sich dafür zuerst, wie andere Arbeitsbienen auch, in der Nähe ihres neuen Stockes einfliegen, und sich einprägen, wo denn nun ihr neues Zuhause ist. Dann fliegt sie bei schönem Wetter mehrere Male vom neuen Stock zu den Drohnensammelplätzen, wird dort von mehreren Drohnen begattet und kehrt wieder zum Stock zurück. Wenn in dieser Zeit immer wieder der Imker vor den Beuten stehen würde um Nachschau zu halten, dann könnten die jungen Königinnen irritiert werden und ihre Beute nicht mehr finden. Ein Verlust, den ein Ableger nicht verkraften würde.
    Aus dem gleichen Grund sollte auch immer darauf geachtet werden, dass im Bereich des Flugloches dieser Völker kein hohes Gras, oder sonstige Hindernisse stehen. Kommt die Königin beim Anflug des Stockes mit solchen Hindernissen in Berührung, ist die Gefahr, dass sie zu Boden kommt groß.

    Nach dieser Zeit, wenn die Jungkönigin dazu übergegangen ist, die Waben zu bestiften, fliegt sie nicht mehr aus. Der Imker kann nun die Einheiten kontrollieren und bei Bedarf erweitern, umhängen oder füttern.

    Bei den starken Ablegern, die mit 6 bis 8 Waben in einer normalen Leerzarge erstellt wurden, ist hier lediglich das Erweitern auf 10 Waben erforderlich. Wenn die Zarge gut mit Bienen besetzt ist und auch mehrere Brutwaben in der Zarge vorhanden sind, von denen einige schon gedeckelt sind, dann kann diese Zarge in den Bienenstand umgesetzt werden. Hängen die Bienen schon gut in den Unterboden durch, so kann schon die Erweiterung auf zwei Zargen erfolgen. Da hier allerdings diese Phase in die trachtarme Zeit fällt (Mitte bis Ende Juni), sollte die Erweiterung auf die zweite Zarge mit frisch ausgebauten, honigfeuchten Waben erfolgen, die bei einer Honigschleuderung im Vorfeld angefallen sind. An den Rändern der Zarge sollten mindestens auch zwei Waben gegeben werden, die bis zur Hälfte mit Honig gefüllt sind, damit das junge Volk nicht hungert und dadurch in seiner Brutentwicklung gestört würde. Aus diesem Grund ist generell bei den Jungvölkern darauf zu achten, dass der Futterstrom nicht abreißt.

    Die schwächeren Ableger, die mit 4 Waben erstellt wurden, sind im Hinblick auf die Erweiterung und Fütterung einfacher zu betreuen. Zunächst werden diese Einheiten, nachdem der Begattungsflug abgeschlossen ist und in den inzwischen ausgelaufenen Brutwaben von der Jungkönigin wieder ein neues Brutnest angelegt wurde, in eine Zarge des Stockmaßes umgehängt. Die vier Waben werden dabei auf eine Seite der Zarge gehängt. Dazu kommt zunächst nur eine ausgebaute Leerwabe.

    Die Reihenfolge in der Zarge (links angefangen), ist dann folgende:
  • Honigwabe aus dem Ableger,
  • zwei Brutwaben aus dem Ableger,
  • eine neue Leerwabe,
  • Honigwabe aus dem Ableger.

  • Dazu kommt auf der rechten Seite eine Futtertasche, in die bei schlechtem Trachtangebot nicht zu viel fester Honig gegeben werden kann. Ist noch Tracht, kann die Fütterung entfallen. Die neue Zarge wird an den gleichen Platz gestellt, an dem auch der Ableger stand.

    Nach einigen Tagen wird kontrolliert, wie sich der Ableger entwickelt hat. Ist die neu gegebene Wabe gut bestiftet und füllen die Bienen den Raum aus, kann noch eine leere, aber ausgebaute Wabe rechts neben die vorherige Leerwabe gehängt werden. Die Honigwabe und die Futtertasche werden dabei um eine Wabenbreite nach rechts verschoben.

    Danach sollte man vorerst lediglich im Abstand von mehreren Tagen den ständigen Futterstrom kontrollieren und bei Bedarf mit festem Honig nachfüttern.

    Erst, wenn aus den nun vier Brutwaben die ersten jungen Bienen schlüpfen, wird sich der Ableger merklich vergrößern. Dann können weitere Leerwaben gegeben werden. Bei guter Futterversorgung kann zuletzt auch die Futtertasche entfernt werden und die Zarge vollends mit Leerwaben aufgefüllt werden. Bei allen Erweiterungen, wird aber immer die rechte Futterwabe weiter nach rechts verschoben und die Leerwaben an den Rand des Brutnestes hinzugefügt. Durch diese Art der Erweiterung vermeidet man das "Aufbrechen" des Brutnestes des kleinen Volkes und die Gefahr, die Königin bei diesen Arbeiten versehentlich zu zerquetschen.

    Erst, wenn auch diese Ableger eine komplette Zarge gut mit Bienen und Brut füllen, werden sie an den Bienenstand umgesetzt. Sollte die Entwicklung noch gute Chancen bieten, dass das junge Volk auch zwei Zargen gut besetzen kann, so können auch diese Einheiten noch mit Futter- und Leerwaben auf zwei Zargen erweitert werden. Bei guter Tracht aus den Blumenwiesen, die noch im Juli eintreten kann, ist dies gut möglich. Wenn dies nicht der Fall ist, werden diese Einheiten auf einer Zarge überwintert.

    Nachschwärme werden in der Regel in eine leere Beute am Bienenstand eingeschlagen und belegen gleich zu Beginn eine volle Zarge. Allerdings sollten beim Bestücken dieser Zarge auch darauf geachtet werden, dass honigfeuchte und sogar Futterwaben verwendet werden. Denn die Nachschwärme fallen, wie die schwachen Ableger mit ihrer Entwicklungszeit in die Trachtarme Zeit gegen Ende Juni bis Anfang Juli.

    Allen Einheiten (den Schwärmen und allen Ablegern) ist wieder gemein, dass sie am Bienenstand Ende Juli in die normale Behandlung gegen die Varroamilbe einbezogen werden.

    Ableger oder Nachschwärme auf einer Zarge werden hierbei pro Behandlung mit der Hälfte der AS behandelt. Die Anzahl der Behandlungen ist jedoch die gleiche, wie bei den Wirtschaftsvölkern.

    Bei der Auffütterung der Jungvölker ist ebenso, wie bei den Wirtschaftsvölkern die Waage entscheidend. Jedes Volk auf zwei Zargen wird bis zu ca. 23 kg am Haken aufgefüttert. Bei den Einzargern reichen 12 kg am Haken.