Honigtau und Waldhonig

Honigtau ist eine zuckerhaltige Flüssigkeit, die von Blattläusen auf Bäumen produziert wird. Dazu stechen die Blattläuse mit ihren Rüsseln durch die Rinde der jungen Triebe in die Siebröhren, in denen der Baum seine Nahrung transportiert. Sie saugen den Siebröhrensaft ab und verdauen ihn. Als Abfall- oder für die Biene als begehrtes Endprodukt scheidet jede Blattlaus einen Tropfen Honigtau aus.

Dieses Zuckerwasser sammelt die Biene direkt von den Blattläusen, oder auch von den Blättern im Unterholz, auf die die Zuckertröpfchen fallen auf. Im Juni ist dies (falls es in Massen anfällt) die zweite Haupt-Tracht für die Bienen.

Aus dem Honigtau machen die Bienen den Waldhonig.

Der Honigtau wird analog dem Nektar von den Bienen auf geleckt und im Honigmagen mit Fermenten angereichert, entwässert und als Waldhonig in die Waben eingelagert.

Dieser Honig kommt in Massen bei mir nur alle 3 bis 5 Jahre vor.

Dies hängt damit zusammen, dass nicht jedes Jahr eine Massenvermehrung der Blattläuse, die eine reiche Honigtau-Tracht ermöglicht zustande kommt. Zum einen hängt dies mit der Witterung im Frühjahr, (März, April, Mai) zusammen, in dem die Massenvermehrung nur bei feucht-warmer Witterung zustande kommt. Es ist aber auch von der Vermehrung der Wespe und hier vor allem vom Aufkommen der Wespen im Spätsommer des Vorjahres abhängig, wenn die geschlechtsreifen Blattläuse sich vermehren und in ihr Überwinterungsquartier einziehen.

Kommt es in diesen Zeiten zu einer Wespenpopulation, die in der Lage ist, die Population der erwachsenen Blattläuse stark zu dezimieren, so kann im Folgejahr keine Massenvermehrung der Blattläuse statt finden.

Alle 3 bis 5 Jahre kommt also im Bauland eine Konstellation zu Stande, (wenig Wespen im Spätsommer, mit gleichzeitig vielen geschlechtsreifen Blattläusen, die überwintern können und im Folgejahr im Mai gute Entwicklungsbedingungen für die Blattläuse) die eine richtig satte und ergiebige Honigtau-Tracht ermöglicht.
Kleine Mengen an Waldhonig sind in den Jahren dazwischen immer wieder möglich, in manchen Jahren ist der Waldhonig auch überhaupt kein Thema, so wie z.B. 2015 und 2016.

Der Waldhonig ist von seiner Konsistenz her eher geschmeidiger und daher in kristallisiertem Zustand eher streichfähiger als Blütenhonig. Dies kommt daher, dass im Waldhonig der Fruchtzuckeranteil höher ist, als im Blütenhonig und der Traubenzuckeranteil geringer. Fruchtzucker kristallisiert nicht.

Von der Farbe her, ist der Waldhonig sehr viel dunkler als der Blütenhonig. Sein Farbspektrum reicht von braun über dunkelbraun bis dunkelgrün. Der Geruch ist eher kräftig, würzig, oder gar streng und ist nicht mit dem Duft von Blütenhonig vergleichbar. Der Geschmack erinnert ein wenig oder bei manchen Sorten auch mehr an Karamell.

Da dieser Honig aber geschmeidiger ist, als der Blütenhonig, wird er im Süddeutschen Raum gerne gekauft und ist beliebter als der Blütenhonig. Je weiter man in Deutschland nach Norden kommt, desto beliebter ist der helle Blütenhonig.

Dies rührt vielleicht auch aus dem Trachtangebot und damit den Verzehrgewohnheiten, die schon immer in Deutschland aufgrund der Vegetation vorherrschen. Der Süden ist aufgrund seiner eher gebirgigeren Landschaft auch eher mit Wald bewachsen, als der Norden. Der Tannenhonig, den es dunkelgrün aus dem Schwarzwald gibt, ist ein Beispiel dafür.

In meiner Imkerei ergibt sich über den Lauf der Jahre hinweg ein 50:50 - Anteil an hellem und dunklem Honig.

Daher mische ich, wenn ich den Honig zum Verkauf in Honiggläser abfülle immer einen Eimer helleren Blütenhonig mit einem Eimer dunklerem Waldhonig. Dies ergibt einen Honig, der die Eigenschaften beider Honigsorten, den Duft des Blütenhonigs und die Geschmeidigkeit und Farbe des Waldhonigs in sich vereint.

Wenn dieser Honig dann sorgsam feinsteif gerührt und abgefüllt ist, ergibt dies im Honigglas einen leicht bräunlichen Honig, der fein kristallin, streichfähig, wohl duftend und süß ist.

So wird er seit Jahren von meinen Kunden am liebsten konsumiert.