Die Auswinterung

"Anfangsbilanz" am Bienenstand

Etwa Mitte Februar bis Anfang März kommen dann die ersten warmen, trockenen und sonnigen Tage. Die Temperaturen steigen auf über 15 C° und sind über zwei bis drei Tage konstant.

Dies ist der Zeitpunkt, an dem sich das Bienenvolk vom Ballast des Winters befreit. Der erste Reinigungsflug wird durchgeführt.

Von den ersten Frühblühern, wie Haselnuss und Weide können an diesen Tagen schon erste Pollentrachten in das Volk gelangen.
Reinigungsflug wird dieser erste große Ausflug der Bienen deshalb genannt, weil sich die Winterbienen an diesen Tagen vom Ballast befreien, der sich in ihrer Kotblase über Winter angesammelt hat. Man muss dabei bedenken, dass die Bienen ihre letzten Tage, an denen sie sich im Freien länger aufhalten konnten, ohne Gefahr zu laufen zu erfrieren, die schönen Tage Anfang Oktober, manchmal auch im November waren. Ab dieser Zeit bleibt die Biene im Winter in ihrer Behausung, dem Bienenstock. Wenn sie während dieser Zeit auch nicht ausfliegt um Nektar zu sammeln, so muss sie sich doch ernähren. Denn einen Winterschlaf, wie der Bär führt der Bien nicht durch. die Biene ist während des ganzen Winters im Stock aktiv und betätigt, um die Temperatur auf dem Überlebensminimum zu halten ihre Flugmuskulatur. Dies verbraucht natürlich Energie, die sie ihrem Körper nur durch Nahrungsaufnahme zuführen kann. Sie frisst also das eingelagerte Winterfutter.
Die Ballaststoffe, die dieses Futter enthält werden während der ganzen Zeit in der Kotblase gesammelt. Sobald sich die Gelegenheit eines sicheren Ausfluges ergibt, fliegt die Biene ins Freie und entleert dort ihre prall gefüllte Kotblase. Dies kann auch schon mal an Tagen geschehen, an denen auf dem Boden noch 4-5 cm Schnee liegen. Dann erkennt man sofort an den braunen Pünktchen im Schnee, den Kotspritzern, dass der Reinigungsflug ein voller "Erfolg" für die Bienen war.

Ein dringender Rat aller Imker an die Haushalte in der Nähe von Bienenstöcken ist daher, das Aufhängen von Wäsche im Freien zu vermeiden, um unnötigen Ärger zu umgehen.


Diese ersten durchgängigen Flugtage nutze ich für eine erste Bestandsaufnahme am Bienenstand. Ich öffne bei jedem Volk den Deckel und entnehme die Abdeckfolie. Darunter erkenne ich wo sich die Wintertraube im Stock befindet und ziehe eine Wabe am Rand des Bienensitzes heraus. Damit habe ich Einblick in die gezogene Wabe und die beiden daneben liegenden Waben und kann so beurteilen, wie groß das Brutnest und der Futtervorrat im Volk ist. Denn so wie die Waben am rechten Rand des Bienensitzes bestückt sind, so sind sie im Regelfall auch am linken Rand des Bienensitzes bestückt. Zwischen den äußeren Brutwaben befinden sich natürlich weitere Brutwaben, denn die bebrüteten Flächen auf einer Wabe sind in der Mitte immer größer als an den Seiten, da sich das Brutnest ebenso wie die Wintertraube beinahe immer kugelförmig ausbreitet.

Die so geschätzte Anzahl der Futter- und der Brutwaben trage ich in eine Liste ein. Eine zusätzliche Wiegung zeigt mir ob ich mit meiner Schätzung richtig liege, und ob sich das Gewicht des Volkes seit der letzten Wiegung wesentlich verändert hat,

Die zusätzliche Schätzung der Volksstärke, also der Masse an Bienen, die sich im Volk befinden rundet den Überblick über den Zustand der Völker ab.

Nach dieser Bestandsaufnahme kann ich sehr genau entscheiden, ob ein Volk "gut im Futter steht", oder ob es Not leidet, ob es in den kommenden Wochen viel oder eher weniger Futter benötigen wird und ob ich den Stand der Dinge täglich kontrollieren muss um eingreifen zu können, oder ob eher noch Zeit für weitere Maßnahmen bleibt.

Da sich die Bienen zu dieser Zeit noch nicht über den ganzen Raum im Inneren der Zargen ausgebreitet haben, ist es so, dass außerhalb des Bienensitzes gefüllte Futterwaben hängen, deren Inhalt aber wegen der niedrigen Temperaturen die außerhalb der Bienentraube herrschen noch recht hart und kristallin ist. Zusätzlich ist das Futter, das dort eingelagert ist mit einem Wachsdeckel versehen, der wegen der Kälte ebenfalls recht hart ist. Bienenvölker, die zu diesem Zeitpunkt schon Futter benötigen kann man auf einfache Weise helfen.

Man entnimmt die Futterwabe, die direkt am Rand der Bienentraube hängt heraus, streicht mit dem Stockmeißel über die Wachsdeckel über dem eingelagerten Futter und reißt damit die Deckel der Futterzellen etwas auf. Mit einem Wasserzerstäuber wird die so behandelte Futterwabe angefeuchtet und kommt zurück an ihren alten Platz. Die Bienen können dieses offene Futter mit dem bereitgestellten Wasser sehr gut auflösen, ohne dass sie aus dem Stock heraus müssen. Das Futter dieser Waben "wandelt" sich auf diese Weise innerhalb weniger Tage in Brut um und das Volk wird gestärkt in die kommenden Wochen gehen.

Diesen Vorgang kann man, so lange Futterwaben im Volk sind bei einer Nachschau, die ein- zwei Wochen später erfolgt wiederholen.