Königinnenzucht

Gezielte Vermehrung von Königinnen

Erhebung der Daten zuchtwürdiger Königinnen

Die Zucht von jungen Königinnen beginnt mit der Erfassung, Aufschreibung und Auswertung aller wichtigen Daten des Bienenstandes.

Schon ohne die Absicht, Königinnen selbst zu züchten, ist die Imkerei eine Disziplin, die ohne Notizen nicht auskommt. Das Mindeste, was man sich in der Imkerei notieren und damit prüfbar festhalten muss, ist die Menge des Futters, die man im Spätsommer den einzelnen Völkern zur Überwinterung reicht. Denn abhängig davon kann man im nächsten Jahr sehen, ob man mehr oder eher weniger füttern muss.

Um den Bestand an Bienenvölkern besser beurteilen zu können kann man, je nach dem auf was man besonderen Wert legt, viele weitere Daten erfassen und auswerten. Zu Beginn meiner Entscheidung, Königinnen aus eigenem Bestand nachzuzüchten, habe ich eine Stockkarte entwickelt. Dieses Datenblatt enthält über 3 Jahre alle mir wichtig erscheinenden Daten eines Bienenvolkes. Hier die Vorlage, die ich dafür nutze.

Schon im Kopf der Karte sind einige wichtige Daten, die für die Zucht nutzbar sind enthalten. Neben der Platz-Nr., die einfach den Platz von 1 bis 11 (von links nach rechts) angibt, an dem das Volk im Bienenhaus steht, führe ich eine Stock-Nummer, die über alle jemals bewirtschafteten Völker fortlaufend geführt wird und damit eindeutig ein bestimmtes Volk bezeichnet. Diese Stock-Nummer endet nur bei Auflösung des Volkes durch Tod, oder durch mich herbeigeführte (gelungene) Umweiselungen. Umweiselungen, die durch das Volk selbst herbeigeführt werden, beenden die Stock-Nummer nicht. Die anderen Angaben erklären sich soweit von selbst. Bei der Volksstärke verwende ich fünf Stufen. Sehr gut, gut, mittel, schlecht und sehr schlecht. Den Totenfall erfasse ich in einer Volumenangabe und verwende dafür Liter. Das heißt, ich schätze das Volumen der toten Bienen, die etwa bei der Auswinterung auf dem Bodenbrett liegen und erfasse dafür eine Liter-Zahl, etwa 0,5l oder 1,0 l.

Am Ende des jeweiligen Jahres nehme ich mir dann etwas Zeit, um alle Völker mit Noten zu bewerten.

Da ein zweites Hobby von mir die Arbeit am PC und hier unter anderem das erstellen von Datenbanken ist, habe ich schon vor Jahren eine Datenbank erstellt, in die ich die Daten der Stockkarte übertrage. Auswertungen sind am PC wesentlich schneller zu erstellen und man erhält einen noch detaillierteren Einblick in die Entwicklung und den Bestand der eigenen Imkerei. Die Datenbank hatte ich ursprünglich in Access auf MS-Windows angelegt. Da ich aber ein Fan der freien Software bin, habe ich schon seit 2010 die entsprechende Datenbank in Base auf dem Linux-Derivat Ubuntu erstellt. Die "Stockkarte" in der Datenbank enthält alle Angaben, die auch in der Papier-Form enthalten sind. Auswertungen, wie z.B. der durchschnittliche Milbenbefall über den gesamten Zeitraum meiner Aufzeichnungen sind teilweise hier in dieser Homepage veröffentlicht. Hier sehen Sie ein Abbild des Formulars, auf dem alle Daten eines Volkes erfasst werden können.

Vor der Auswahl des Zuchtvolkes, (des Volkes, aus dem ich den Zuchtstoff für meine neuen Königinnen entnehme) führe ich eine Bewertung aller Völker mit Hilfe der Datenbank aus. Die Bewertung errechnet aus den "Noten", die ich für jedes Volk am Ende des Jahres vergeben habe einen Durchschnittswert über alle Jahre des Bestandes jedes Volkes und zeigt die sonst relevanten Daten an. Auf dieser Grundlage entscheide ich dann vor Beginn der Zucht, welches Volk als Lieferant des Zuchtstoffes verwendet wird. Hier, die Auswertung für die Völker mit der Stock-Nr. 142 und 156.

Weitere Auswertungen, wie der Milbenbefall, der Honigertrag, die Frühjahrsentwicklung oder andere Parameter können auch den Ausschlag geben, nicht unbedingt das Volk mit der besten "Gesamtnote" als Zuchtstofflieferant zu verwenden.

Natürlich wird anhand dieser Auswertungen auch das Pflegevolk ausgewählt. Als Pflegevolk kommt regelmäßig das schlechteste Volk im Bienenstand in Frage. Die Begründung hierfür liegt darin, dass ich immer bestrebt bin, am Ende der Pflege auch das Pflegevolk mit einer jungen Königin zu versorgen. Das heißt, die alte Königin des Pflegevolkes wird nach der Pflege entnommen. An ihre Stelle tritt dann eine Jungkönigin aus der Zuchtserie. Damit ist neben den Ablegern automatisch das Pflegevolk ein junges Volk mit neuer Königin und ist zu betrachten als erfolgreich umgeweiseltes Volk, das dann ja die guten Eigenschaften der Zuchtkönigin geerbt haben sollte.

Durchführung der Zucht

Wie vorher bereits erwähnt, ist die Zucht von Jungköniginnen eine streng an Termine gebundene Angelegenheit. Auslöser hierfür ist die Tatsache, dass als Grundlage für die jungen Königinnen jüngste Maden von Arbeitsbienen verwendet werden. Die Maßnahmen, die vor und nach dem Schlupf der Jungköniginnen zu ergreifen sind, hängen dadurch unmittelbar mit der Entwicklungszeit dieser Maden zusammen und müssen nach dieser ausgerichtet werden. Daher habe ich die einzelnen Maßnahmen mit Tagen im Abstand zur Umlarvung betitelt.

Tag -18

Vorbereitung des Pflegevolkes

Das Pflegevolk ist das Volk, das die umgelarvten Maden zu Königinnen pflegen soll. Es sollte ein Volk sein, das nicht zu schwach ist. Allerdings sollte es auch vor Beginn der Pflege nicht in Schwarm-Stimmung kommen, also auch nicht zu stark sein. Am besten ist es, wenn das Pflegevolk an diesem Tag zwei Zargen vollständig mit Bienen besetzt und in den Unterboden durch hängt.

An diesem Tag wird dann lediglich das Volk auf drei Zargen erweitert. Zur Erweiterung wird auf die zweite Zarge ein Absperrgitter aufgelegt, damit die Königin nicht in die dritte Zarge gelangen kann. Vorher werden aus der zweiten Zarge zwei offene Brutwaben entnommen und in die Erweiterungszarge (die dritte Zarge) gehängt. Hierbei muss darauf geachtet werden, dass die Königin nicht auf diesen Waben sitzt und so nicht aus Versehen in die obere Zarge gelangt.

Der frei werdende Platz in der zweiten Zarge, und auch die freien Plätze in der dritten Zarge werden mit Leerwaben aufgefüllt. Mit dieser Erweiterung über Absperrgitter, erreicht man, dass man nach 18 Tagen eine gut mit Bienen gefüllte dritte Zarge im Pflegevolk zur Verfügung hat, in der sich garantiert keine Königin befindet. Das Suchen der Königin beschränkt sich lediglich darauf, dass man die zwei Brutwaben, die in die dritte Zarge umgehängt werden darauf kontrollieren muss, ob darauf die Königin sitzt. Wenn man sich diese Suche auch noch ersparen will, dann kann man diese beiden Waben vor dem Umhängen einfach sauber abkehren und restlos von Bienen befreien.

Tag 0

Umlarvung

An diesem Tag werden die Larven von Arbeitsbienen aus dem Zuchtvolk in Weiselbecher umgelarvt und dem Pflegevolk zur Pflege überlassen.

Diese Arbeit sollte an einem schönen Flugtag um die Mittagszeit durchgeführt werden, damit sich die Zarge, in die die Weiselbecher eingehängt werden gut mit Bienen befüllen kann.

Aber nun der Reihe nach:

  • Zunächst stellt man die dritte Zarge des Pflegevolkes zur Seite.

  • Danach stellt man die beiden unteren Zargen des Pflegevolkes an einen anderen Platz am selben Bienenstand. Die Flugrichtung muss dabei gegenüber der bisherigen Flugrichtung um 180 Grad gedreht werden. Die beiden Zargen müssen auf einen neuen Boden gestellt werden. Der alte Boden der Beute verbleibt am bisherigen Platz.

  • Jetzt wird die zur Seite gestellte dritte Zarge des Pflegevolkes auf den alten Boden am alten Platz des Pflegevolkes zurück gestellt. Vor das Flugloch wird ein Absperrgitter gestellt, damit der Zuflug einer anderen Jungkönigin ausgeschlossen wird. In der Zarge ist in der Mitte eine Wabe zu entnehmen. An diesen Platz kommt zwei Stunden später der Zuchtrahmen.

  • Jetzt wird umgelarvt. Dazu entnimmt man aus einer offenen Brutwabe mit Arbeiterinnenbrut frisch geschlüpfte Stifte, also jüngste Maden und setzt diese in vorbereitete Weiselbecher um. Dieser wichtige Teil der Arbeiten innerhalb der Zucht sollte in Ruhe ausgeführt werden, damit Fehler vermieden und möglichst unbeschädigte, kleinste Larven zur Nachzucht umgesetzt werden.

  • Am besten funktioniert dies mit einer Stirnlupe mit Lampe. Man nimmt die Larven vom Rücken her (von der gebogenen Seite) auf und setzt sie im Weiselbecher vorsichtig ab. Dabei muss man darauf achten, dass die Larve nicht umgedreht wird, denn an der Oberseite sind die Öffnungen für die Atmung. Die Unterseite liegt im Futtersaft. Wenn man die Larve umdreht, kann sie ersticken. Bestückt werden dabei immer mehr Weiselzellen, als Königinnen benötigt werden. Es kann immer etwas schief gehen, dann hat man immer noch ausreichend Königinnen. Ich larve, wenn ich fünf junge Königinnen benötige acht Larven um.
    Ich verwende seit Jahren künstliche Weiselbecher. Man kann sich aber auch ohne Probleme mit einem Formholz, das im Fachhandel erhältlich ist Weiselbecher aus eigenem Bienenwachs herstellen. So sieht es dann aus, wenn die Larven wohlbehalten in ihrem "Königinnentron" angekommen sind.
  • Der so bestückte Zuchtrahmen kommt an den leeren Platz der dritten Zarge, die jetzt ohne Königin aber mit vielen Ammenbienen auf dem alten Bodenbrett des Zuchtvolkes steht. Wenn das Einhängen des Zuchtrahmens zwei Stunden nach der oben beschriebenen Umstellung erfolgt, kann man sicher sein, dass die Bienen bereits gemerkt haben, dass sie keine Königin mehr haben. Da in dieser Zarge auch keine jüngste Brut mehr vorhanden ist (die Zarge war ja über dem Absperrgitter), nehmen die Bienen den Zuchtstoff gerne an und füttern die Larven mit Gelée-Royal, dem Futtersaft der Königinnen.


  • Tag 1

    Rückvereinigung

    Genau 24 Stunden nach der Umlarvung wird das Pflegevolk wieder vereint. Der Starter (in der dritten Zarge des Pflegevolkes) hat die Weiselzellen bereits angeblasen. Das heißt die Larven wurden schon mit Gelée Royal gefüttert und die Weiselbecher wurden mit Wachs aufgebaut und schon deutlich vergrößert. Zur Rückvereinigung werden alle Zargen des Pflegevolkes wieder an ihren alten Platz gebracht.

    Das heißt:
  • Die dritte Zarge mit dem Zuchtrahmen wird wieder vorsichtig zur Seite gestellt.
  • Die erste und zweite Zarge (inklusive Königin und Absperrgitter) kommen wieder zurück auf ihren alten Boden.
  • Darauf wird nun wieder die dritte Zarge mit dem enthaltenen Zuchtrahmen gesetzt.

  • Wenn die dritte Zarge nicht voll mit Bienen besetzt sein sollte, kann man vorher noch eine offene und eine gedeckelte Brutwabe aus der zweiten Zarge (ohne Königin) beidseitig neben den Zuchtrahmen hängen. Diese Maßnahme wärmt die Weiselzellen und zieht Ammenbienen in die obere Zarge. Die dadurch entstehenden Leerräume in der zweiten Zarge können mit leeren Waben aus der dritten Zarge im Tausch wieder aufgefüllt werden.

    Tag 4

    Ableger erstellen, Zellen schützen

    An diesem Tag werden Ableger erstellt. Die Anzahl richtet sich danach, wie viele Jungvölker man im nächsten Jahr benötigt. Eine grobe Richtschnur ist eine Ablegerzahl in der Hälfte des geplanten Völkerbestandes. Bei meiner anvisierten Völkerzahl von acht Völkern erstelle ich jedes Jahr vier Ableger. Die fünfte Königin wird ja, wie bereits erwähnt im Pflegevolk verwendet, das dadurch auch zum Jungvolk wird. So kann ich ziemlich sicher sein, dass ich auch im nächsten Jahr im gesamten mindestens acht Wirtschaftsvölker zur Verfügung habe. Die Erstellung der Ableger habe ich ja oben schon beschrieben.

    An diesem Tag kann man schon den Zuchtrahmen darauf hin überprüfen, ob gedeckelte Weiselzellen vorhanden sind. Wenn ja, werden diese mit 3 Begleitbienen geschützt. Dies geschieht, in dem man einen kleinen Käfig, ähnlich einem Lockenwickler über die Weiselzelle stülpt und darin gleichzeitig 3 Bienen mit einsperrt, die während und nach dem Schlupf der Königin als ersten Hofstaat zur Verfügung stehen.

    Tag 5

    Zellen schützen

    Der Tag 5 nach der Umweiselung ist vorerst der letzte Tag, an dem der Zuchtrahmen bewegt werden darf. Es folgt die kritische Phase, in der eine Königinnenlarve sehr leicht vom Futter innerhalb ihrer Zelle abrutschen kann, wenn der Zuchtrahmen erschüttert wird. Daher ist dies der Tag, an dem alle Weiselzellen geschützt werden. Wenn man eine feste Zahl an Begleitbienen in jeden Käfig sperrt, kann man später bei der Kontrolle allein schon an der Anzahl der Bienen, die im Käfig sind sofort erkennen, ob die Königin schon geschlüpft ist.

    Tag 11

    Schlupfkontrolle

    Der Tag 11 ist der Tag, an dem die jungen Königinnen schlüpfen sollten. Leichte Abweichungen aufgrund der Witterung in den letzten 11 Tagen sind hier möglich. Bei besonders warmer Witterung und guter Tracht können die Königinnen schon einen Tag früher, bei kühler Witterung ohne Tracht auch einen Tag später schlüpfen. Wenn Königinnen geschlüpft sind, können diese schon gezeichnet werden. Man kann aber auch noch den nächsten Tag abwarten. Dann müssen alle Königinnen geschlüpft sein.

    Tag 12

    Königinnen zeichnen und verschulen

    An diesem Tag wird die Zucht abgeschlossen. Alle geschlüpften Königinnen werden gezeichnet und verschult. Hierzu werden die Königinnen in einem Bienen-dichtem Raum einzeln aus ihren Käfigen genommen und mit der Jahresfarbe gekennzeichnet. Danach kommen sie wieder in den Käfig zurück, der jetzt mit Futterteig verschlossen wird. In den Ablegern werden alle Nachschaffungszellen entfernt und jeweils eine Königin im Käfig zum Ausfressen hinzu gegeben. Wenn alles planmäßig verläuft, hat man 14 Tage später begattete Jungköniginnen in den Ablegern, die bereits mit der Eiablage begonnen haben. Die Ableger bleiben dann noch weitere 14 Tage außerhalb des Flugkreises des eigentlichen Bienenstandes, bevor sie dann in die Reihen der Altvölker zurück ins Bienenhaus gestellt werden.