Varroa-Behandlung

Notwendiges Übel

Grundsätzliche Gedanken

Dass Bienenvölker in Deutschland ohne die Hilfe des Imkers mit der Varroa überleben könnten, wird unter Imkern und auch auch in der Fachpresse stark angezweifelt.
Handelt es sich doch um einen Parasiten, dem die europäische Honigbiene im Laufe ihrer Evolution erst vor ca. 40 Jahren begegnet ist.

Ich persönlich bin der festen Überzeugung, dass auch unsere westliche Honigbiene der Varroa widerstehen könnte. Die lange Geschichte der Biene innerhalb der Evolution ist ein eindeutiges Zeigen für ihre Überlebensfähigkeit und Durchsetzungskraft.

Voraussetzung wäre allerdings, dass es keine Imker gibt, die in die Entwicklung der Bienen, weder positiv, noch negativ eingreifen würden. Auch die Umwelt, die Umgebung und Natur müssten zumindest weitgehend ohne Beeinflussung durch den Menschen sein.

Meine Überzeugung wird von Zeit zu Zeit davon untermauert, dass ich immer wieder einmal von Bewohnern der Gemeinde gerufen werde, einen herrenlosen Schwarm einzufangen. Wenn ich einen solchen Schwarm gefasst habe, stelle ich diesen natürlich in mein Bienenhaus. Das erste was ich tue ist die Behandlung mit AS gegen die Varroa-Milbe. Immer wieder stelle ich dabei fest, dass sich besonders bei Schwärmen, die offensichtlich schon länger ausgewildert sind bei den ersten Behandlungen gar keine Varroamilben auf dem Bodenbrett finden. Erst, wenn die Schwärme länger im Bienenstand stehen, werden die Zahlen der abgefallenen Milben größer. Dies zeigt, dass die ausgewilderten Schwärme erst im Bienenstand durch den Invasionsdruck der anderen Völker mit der Varroa in größeren Mengen konfrontiert und befallen werden. Außer dem sind diese Bienenvölker derart vital und lebhaft, dass ich davon überzeugt bin, dass ausgewilderte Völker die Varroa-Milbe eher als Feind erkennen und aus dem Stock entfernen, als die vom Imker gezüchteten.

Ansammlungen von mehreren Bienenvölkern auf engem Raum sind nach meiner Meinung die beste Grundlage für die Entwicklung und Verbreitung der Varroa-Milbe. Lassen sich Bienenvölker (vom Menschen unbeeinflusst) mit weiträumigem Abstand voneinander in der Natur nieder, ist der Verbreitung durch Verfliegen der einzelnen Biene in fremde Beuten ein Riegel vorgeschoben, der durch die Milbe nicht überwindbar ist. Die westliche Honigbiene hätte durch den dann schwächeren Milbenbefall wesentlich mehr Zeit, sich auf die Milbe und die Abwehr dieses Parasiten einzustellen.

Das Absterben von Völkern, die mit der Varroa nicht zurecht kommen würde die Abstände zwischen den Kolonien vergrößern und damit die Verbreitung der Milbe erschweren. Völker, die die Milbe tolerieren würden diese Lücken wieder ausfüllen. Auf diese Weise würde sich im natürlichen Verlauf der Evolution relativ schnell eine europäische Biene entwickeln, die Varroa-resistent wäre und überleben würde. - Trotz Milbe -

Da der Imker unserer Zeit aber Honig mit einigermaßen wirtschaftlichen Verfahren ernten will, muss er sich mit der an dieses Verfahren angepassten Bekämpfung der Milbe auseinandersetzen.

Mein Konzept

Seit ich 1970 mit der Imkerei begonnen habe, konnte ich nur wenige der ersten Jahre ohne die Varroa imkern. Viele Methoden, Anregungen, Erfahrungen und Versuche habe ich in den folgenden Jahren ausprobiert, gemacht und unternommen. Einige schlimme, auch die Imkerei bedrohenden Rückschläge und Enttäuschungen habe ich in den letzten 40 Jahren erlebt.


Heute ist mein Konzept zur Bekämpfung der Varroa auf vier Hauptmerkmale gegründet:

  • Zum einen ist mir wichtig, dass ich möglichst keine Fremdstoffe im Rahmen der Behandlung in die Bienenvölker einbringe. Daraus leite ich als Mittel der Wahl die Ameisensäure ab, da diese Säure (im Bienengift) in jedem Bienenstock natürlicher Weise schon vorhanden ist.

  • Zum anderen möchte ich das Bienenvolk in seiner natürlichen Entwicklung möglichst wenig beeinträchtigen oder stören. Dieser Grundsatz hat zur Folge, dass ich das Öffnen eines Volkes im Winter, oder die komplette Entnahme von Brut in einer Zeit, in der die Bienen sich vermehren, ablehne.

  • Zum dritten möchte ich natürliche Entwicklungen und Abläufe im Bienenvolk ausnutzen, die sich zur Reduzierung der Varroa bieten. Dies ist durch die Entnahme von Drohnenbrut, in der Aufbauphase der Völker im Frühjahr gut möglich.

  • Zum vierten, soll die Bekämpfung der Varroa (da ich die Milbe ja sowieso nicht ausrotten kann) mit möglichst wenig Aufwand nur so weit erfolgen, dass das Bienenvolk vernünftig über ein Jahr geführt werden kann. Das heißt, dass ich nicht "der letzten Milbe im Volk" noch mit einer zusätzlichen Maßnahme auf den Leib rücken möchte.

  • Meine Behandlungsmaßnahmen

    Drohnenbrutentnahme
    Im April, wenn die Völker in die Vollblüte eintreten, ist der beste Zeitpunkt eine Drohnenwabe zum Abfangen der Varroamilben im Volk unter zu bringen.

    Bei allen Völkern kommt die Wabe an den gleichen Platz. Danach brauche ich nicht zu überlegen, wo in jedem einzelnen Volk die Wabe später gesucht werden muss.

    Der Zeitpunkt ist bei allen Völkern beinahe identisch. Beinahe deshalb, weil trotz aller Bemühungen sich das eine oder andere Volk doch schneller, oder auch langsamer entwickelt als der Rest des Bestandes. Daher ist für mich bei jedem Volk der Zeitpunkt, an dem ich die Drohnenwabe gebe der Tag an dem es auf drei Zargen erweitert wird.

    Bei dieser Erweiterung setze ich den Völkern eine Zarge mit Leerwaben als ersten Honigraum auf die zweite Zarge auf.
    Dazu entnehme ich aus der Mitte der zweiten Zarge eine Brutwabe und hänge diese in die Mitte der dritten Zarge. Dies fördert das Aufsteigen der Bienen in die dritte Zarge. An die nun leere Stelle in der zweiten Zarge platziere ich die Drohnenwabe. Entweder ist dies eine bereits ausgebaute Drohnenwabe vom Vorjahr, oder einfach ein leerer, aber gedrahteter Wabenrahmen.

    Wenn die Bienen einen leeren Rahmen (ohne Mittelwand) in den Stock gehängt bekommen, beginnen sie sofort, diesen auf der ganzen Fläche mit Drohnenzellen auszubauen. Im Bienenstock werden nämlich um diese Zeit massenhaft Drohnen benötigt, steht doch im Mai die Zeit der Schwärme bevor, die eine zuverlässige Begattung der jungen Königinnen verlangt.

    Die Drohnenwabe wird auf dem oberen Wabenträger noch mit einer Reißzwecke mit buntem Kopf markiert und das Volk wieder verschlossen.

    Das Datum, an dem jedem Volk diese Drohnenwabe gegeben wurde notiere ich in eine Tabelle. Wurde einem Volk ein leerer Rahmen gegeben, mache ich darüber ebenfalls in der Tabelle einen Vermerk. Die Entnahme der Drohnenwaben muss zuverlässig überwacht am jeweils richtigen Termin geschehen. Vergisst man, eine eingehängte Drohnenwabe zu entnehmen, so vermehrt man ja die Milben und tut dem Volk damit keinen Gefallen.

    Hat man eine voll ausgebaute Drohnenwabe in ein starkes Volk eingehängt, so kann man diese zwischen dem 18. und 22. Tag nach dem Einhängen wieder entnehmen. Die Königin bestiftet eine solche Wabe nämlich sofort nach dem Einhängen. Da ja die Entwicklung eines Drohns bis zum Schlupf 24 Tage dauert, geht man nach diesem Terminplan kein Risiko ein, dass Drohnen dieser Wabe vor der Entnahme schlüpfen und damit die eingefangenen Milben wieder ins Volk frei geben.

    Hat man einen leeren Wabenrahmen in ein Volk eingehängt, muß man auf diese Entnahmetermine eine Woche hinzu rechnen, sodass für Baurahmen der richtige Entnahmetag der 25. bis 29. Tag sein sollte. Das Volk benötigt nämlich zum Bau der Drohnenwabe ca. eine Woche. Bei guter Tracht und warmer Witterung kann eine Nachschau schon vor diesem Termin nützlich sein, da in diesem Fall der Aufbau und das Bestiften der Drohnenwabe auch schneller ablaufen kann. Wenn kühle Witterung vorherrscht kann der Termin auch später liegen. Hier gilt das alte Sprichwort: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" um den richtigen Entnahmetermin nicht zu verpassen.

    Hat man die Drohnenwabe entnommen, kommt an diesen Platz wieder eine leere Honigwabe. Da diese Wabe dann im Zentrum des Brutnestes hängt, wird auch sie wieder zügig von der Königin bestiftet und trägt so zur Abschwächung des Schwarmtriebes bei, der ja im Mai bei guten Völkern mit Sicherheit schon teilweise ausgeprägt vorhanden ist.

    Auf alle Fälle muss auch die Entnahme der Drohnenwaben gewissenhaft in der Tabelle abgearbeitet und dokumentiert werden um keine zu vergessen.

    Die Drohnenwabe gebe ich seit vorigem Jahr meinem Nachbarn, der eine Ziervogelzucht als Hobby betreibt. Er friert die Waben ein und reicht sie dann Zug um Zug seinen Ziervögeln, die die Maden mit Freuden an ihre Jungen verfüttern.

    Bis 2014 habe ich die Drohnenwaben zu Hause aufgeschnitten, ausgeklopft und die Maden dann an meine Hühner verfüttert. Das zusätzliche Eiweißfutter dankten mir die Hühner mit einer kräftigen Steigerung der Legetätigkeit.

    Behandlung mit Ameisensäure (AS)
    Die Behandlung mit Ameisensäure führe ich jedes Jahr nach der letzten Honigernte durch.

    Behandelt werden alle Völker mindestens zwei Mal, höchstens drei Mal mit 60%iger Ameisensäure in der Medizinflasche auf einem Docht, der zur geregelten Verdampfung der Säure bei trägt.

    Der Docht ist ein 10x10 cm großes Stück einer Illertisser - Milbenplatte, die ich im Fachhandel beziehe. Er wird direkt auf die oberen Wabenträger der Waben der zweiten Zarge aufgelegt. Darauf kommt ein Formholz, mit einem Loch in der Mitte, das den Flaschenhals der Medizinflasche aufnimmt, die Kopf-über in diese Halterung gestülpt wird.

    Die Medizinflasche ist mit einem Tropf-Verschluss versehen, der direkt auf dem Docht aufsitzt. Durch diese Anordnung tropft nun die Ameisensäure langsam auf den Docht, wird von diesem aufgesogen und durch Verdunstung an die Umgebungsluft abgegeben. Wenn der Docht mit Flüssigkeit gesättigt ist, tropft AS erst dann aus der Medizinflasche nach, wenn so viel Säure verdunstet ist, dass durch den Tropf-Verschluss Luft in die Medizinflasche einströmen kann.

    Auf diese Weise wird für die 80 ml AS, die in die Medizinflasche gefüllt ist eine Verdunstungszeit erreicht, die sich über 1 bis 2 Tage hin zieht.

    Das Ganze wird natürlich mit einer Leerzarge "umrahmt" die mit einem Deckel verschlossen wird.

    So wird erreicht, dass über dem Bienenvolk über 2 bis 4 Tage eine Dunstglocke aus AS vorhanden ist, die von den Bienen langsam durch das Bienenvolk hindurch zum Flugloch und von dort ins Freie geleitet wird.

    Nach 4 Tagen nehme ich die Leerzarge, die Medizinflasche, das Formholz und den Docht wieder vom Volk ab und verschließe es entweder (nach der ersten Behandlung) wieder mit der Futterzarge, oder (nach der zweiten oder dritten Behandlung) wieder mit einer Folie und dem Isolierdeckel.

    Unter dem Volk, im hohen Unterboden befindet sich ein Kunststoffschieber. Auf diesem Schieber lege ich ein Zewa-Küchentuch aus und tränke dieses mit Speiseöl.

    Die Bienen können dieses Tuch und das Speiseöl nicht erreichen, da über dem Kunststoffschieber ein Fliegengitter zur Abtrennung des Schiebers vom Volk eingebracht ist.

    Die Milben, die nun bei dieser Behandlung von den Bienen ab fallen, landen auf dieser öligen "Windel" und verenden dort. Die Windel tränke ich mit Öl, damit ich nach der Behandlung auch möglichst alle Milben sehen kann, die vom Volk abgefallen sind. Wäre die Windel nicht mit Öl getränkt, würden nämlich Ohrenzwicker oder Ameisen die Milben entdecken und als willkommene Nahrung in ihr eigenes Nest weg tragen. Ich hätte keine zuverlässige Aussage, wie stark die Völker mit Milben befallen gewesen sind.

    Am vierten oder fünften Tag nach der ersten Gabe von AS werte ich dann die Bodeneinlagen aus und erfasse die Zahl der abgefallenen Milben in einer Tabelle.
    Diese Zählung wiederhole ich danach noch zwei mal im Abstand von mindestens einer Woche ohne, dass ich mit AS behandle.

    Erst dann habe ich alle Milben auf dem Boden, die bei der ersten Behandlung abgetötet wurden. Denn die AS wirkt nicht nur auf die Milben, die auf den Bienen sitzen, sonder sie wirkt durch die Verdeckelung in die Brutzelle hinein. Ca. 3 Wochen nach der Gabe von AS sind dann alle Brutzellen, die zur Zeit der Behandlung verdeckelt waren geschlüpft und auch die Milben, die in den Brutzellen abgetötet wurden sind dann auf dem Bodenbrett gelandet.

    Je nach Stärke des Befalls wiederhole ich diese Behandlung ein- oder zwei- Mal.

  • Fest ist auf jeden Fall, dass die erste Behandlung gleich nach dem Abschleudern des letzten Honigs Ende Juli erfolgt.
  • Fest ist auch, dass danach die Völker gefüttert werden.
  • Und fest ist auch, dass die letzte Behandlung nicht vor Mitte September erfolgt.


  • Auf diese Weise erreiche ich einen Zeitraum von über acht Wochen (Ende Juli, August und September), in dem die Milben im Volk dauerhaft bekämpft werden und sich die Brut der Winterbienen ohne Belastung durch die Varroa und damit ohne Schäden entwickeln kann.

    Das ganze findet direkt nach der letzten Honigernte und so lange vor der nächsten Honigernte statt, dass im Honig auf keinen Fall AS aus diesen Behandlungen vorhanden ist.

    Da AS der natürliche Bestandteil des Bienengiftes ist, ist dies ein natürlicher Stoff, der in geringen Mengen von Natur aus im Bienenstock und damit auch im Bienenwachs und Honig vorhanden ist.

    Über die normale Sättigung des AS-Gehaltes im Bienenstock hinaus gehende AS verdunstet bis spätestens Dezember restlos.

    Die Bienen können so mit einem sehr geringen Befall an Varroamilben den Winter überdauern.

    Im Frühling, wenn wieder Brut im Bienenstock entsteht, ist der Befallsgrad so niedrig, dass mit der Drohnenbrutentnahme im Mai ziemlich sicher alle Völker die nächste Behandlung erreichen können.