Die Honigernte

Der süße Lohn des Imkers

Nicht nur einmal im Jahr kann der Imker den süßen Lohn seiner Arbeit aus den Bienenstöcken holen.

In gut verlaufenden Honigjahren kann ich drei Honigernten durchführen, von denen jede für sich in mehrere Schleuderungen aufgeteilt sein kann.

Die erste Ernte findet nach der Rapsblüte statt. Am Trachtkalender für meinen Bienenstand kann man erkennen, dass der Raps Ende Mai bis Anfang Juni seine Blühzeit beendet.
Vorausgegangen sind die Blüten der Obstbäume, die neben dem Raps ebenfalls eine ordentliche Menge an Nektar liefern.

Da in der Zeit der Vollblüte bei gutem Trachtwetter derart viel Nektar in die Bienenstöcke eingetragen wird, dass es den Bienen kaum möglich ist, den gewonnenen Honig auf einen Wassergehalt von unter 18% zu drücken, warte ich nach dem Abblühen des Raps noch 3 bis 4 Tage bis zur ersten Schleuderung.
In dieser Zeit wird der Honig von den Bienen zum Teil noch einmal umgetragen, durch Belüftung getrocknet und Flugloch-fern, also in die oberen Zargen eingelagert.
Wenn der Honig seine endgültige Reife erlangt hat, verdeckeln die Bienen die einzelnen Zellen. Wenn der überwiegende Teil der Waben in den Honigräumen komplett mit Honig gefüllt und verdeckelt ist, ist der Zeitpunkt für die erste Schleuderung gekommen.
Die Bienenvölker sind nicht alle gleich stark, obwohl ich dies bei der Lenkung der Frühjahrsentwicklung anstrebe. Daher sind auch die Honigzargen nicht bei allen Völkern gleich gefüllt. Schwächere Völker haben noch Waben im Honigraum, die nur zur Hälfte gedeckelt sind. Andere Völker haben noch teilweise Waben im Honigraum, in denen noch kleine Flächen mit gedeckelter Brut vorhanden sind. Diese Waben können beim ersten Durchgang nicht geschleudert werden.
Daher ernte ich zunächst beim ersten Durchgang nur die Waben, die über die volle Fläche, oder zumindest zu 90% gedeckelt sind. Davon sind in den Völkern genügend vorhanden um bei einem Bestand von acht Wirtschaftsvölkern einen, oder auch zwei Tage beschäftigt zu sein.
Die Waben, die nicht ganz gedeckelt sind hänge ich bei der ersten Honigentnahme innerhalb der Zarge auf eine (die linke) Seite.
Die geschleuderten Leerwaben kommen dann auf die andere Seite (rechts) in den Zargen zurück. So habe ich beim Nächsten Durchgang, der evtl. schon am nächsten Tag, oder auch 1 Wochen später folgt nur die Waben auf der linken Seite zu prüfen, ob auch diese voll gedeckelt und ohne Brut sind. Wenn ja, werden auch diese entnommen und der Rest der halb vollen Waben wieder auf die linke Seite verschoben. Dieser Rest wird dann wiederum eine Woche später kontrolliert und kann dann auch voll gedeckel und gefüllt mit reifem Honig entnommen und geschleudert werden.

Diese Vorgehensweise ist wichtig, um ausschließlich reifen Honig ernten zu können. Hält man sich nicht daran, wird man unreifen Honig schleudern, der nach dem Schleudern wegen des zu hohen Wassergehalts in Gärung über geht. Vergorener Honig ist Abfall und nicht verkäuflich. Daher sollte man lieber weniger aber reifen Honig entnehmen, als sich mit der Ernte von zu feuchtem Honig zu beschäftigen, den man dann im Anschluss auch noch entsorgen muss.

Die vollen Waben entnehme ich aus den Honig-Zargen, kehre die Bienen ab und transportiere sie in bereitgestellten Zargen vom Bienenhaus nach Hause.
Dort habe ich einen Schleuderraum eingerichtet, der gefliest ist und mit einer Spüle und diversen Schränken wie eine Küche eingerichtet ist.
Ausreichend Platz für die Abdeckelwannen ist auf der Ablage vorhanden, sodass meine Frau und meine Tochter gleichzeitig an zwei Plätzen die Wachsdeckel von den Waben abheben können. Das Deckelwachs wird in der Wanne darunter aufgefangen und der anhaftende Honig tropft von dort ab. Bei dieser Arbeit achten wir darauf, dass kein Wasser in der Abdeckelwanne landet. Damit kann auch dieser Honig als Ernte eingelagert werden.

Die abgedeckelten Waben stelle ich in die elektrisch angetriebene 4-Waben-Schleuder und schleudere den Honig behutsam, unter mehrmaligem Wenden der Waben aus. Durch die anfangs niedrig eingestellte Drehzahl und mehrmaliges Wenden werden die Waben geschont und man kann danach sauber ausgeschleuderte, leere Waben, die nicht gebrochen sind in die Völker zurück hängen.

Die Bienen können diese Waben ohne "Reparaturarbeiten" sofort wieder in Beschlag nehmen und mit Honig füllen.

Der Honig läuft während des Schleuderns an der Wand der Schleuder nach unten und dort durch einen Quetsch-Hahn in eine Siebkanne.
Ein feines Sieb hält gröbere Wachsteile zurück und man kann den fertigen Honig in Eimer abfüllen, in denen er so lange gelagert wird, bis er zum Verkauf weiter verarbeitet und in Gläser abgefüllt wird.
Diese Arbeit ist die körperlich anstrengendste im Ablauf des Bienenjahres, wohl aber auch die mit dem größten Erfolgserlebnis. Das Schlecken des ersten Honigs in jedem Jahr ist ein Genuß, den ich nicht vermissen möchte. Ich habe es weiter oben schon einmal beschrieben, dass dieser Genuß einer der Haupt-Gründe dafür ist, dass ich bis heute Imker geblieben bin.

Die zweite Ernte bringt schon dunkleren Honig.

Nach der ersten Honig-Ernte, bei der alle Honigwaben zumindest ein mal in der Schleuder gewesen sind ist einige Wochen Ruhe angesagt. Nicht für die Bienen, sondern für den Imker.
Die Bienen haben im Gegensatz zum Imker gerade nach dieser ersten Schleuderung enorm viel zu tun. Wurde ihnen doch gerade eben der gesamte Vorrat, den sie sich schon für den kommenden, noch weit entfernten Winter angelegt hatten, genommen.
In guten Honig-Jahren ist dies für die Bienen aber kein Problem. Anfang Juni sind die Bienenvölker auf ihrem Höhepunkt und dazu in der Lage, innerhalb von nur zwei Wochen den gesamten Honigraum, der ja aus bis zu 20 Waben bestehen kann, wieder komplett mit Honig zu füllen. Der Honig, der nach der ersten Ernte im Honigraum, also in den oberen Zargen landet war meist schon vorher im Stock.
Aus Platzmangel hatten die Bienen diesen Honig nämlich im Brutraum eingelagert. Jetzt, nach der ersten Ernte ist wieder jede Menge Platz in den oberen Zargen vorhanden. Die Bienen tragen in wenigen Tagen den Honig, der im Brutraum die Legetätigkeit der Königin einschränkt nach oben. So füllen sich die Waben im Honigraum ein zweites Mal mit Blütenhonig.

In besten Honigjahren fällt diese Zeit mit dem Beginn der Waldtracht zusammen. Wenn im Juni der Wald beginnt, Honigtau anzubieten beginnt die zweite Massentracht des Jahres. Bei guten Wald-Tracht-Jahren kann die Honigmenge, die hier zu erwarten ist noch höher sein, als die Menge aus der Raps-Tracht. Die zweite Schleuderung wird also, wenn alles gut läuft Anfang bis Mitte Juni zu erwarten sein. Auch diese Schleuderung ist wieder auf mehrere gestaffelte Honigentnahmen verteilt, um absolut reifen und "trockenen" Honig ernten zu können.

Die dritte Ernte beendet das Bienenjahr. Wenn das Honig-Jahr günstig verläuft können die Bienen die Honig-Räume bis Ende Juli noch einmal gut mit Blütenhonig aus den Blumenäckern füllen.
Dieser Honig wird dann Ende Juli in einem dritten Schleuder-Durchgang innerhalb weniger Tage entnommen. Halb volle Waben werden bei diesem Durchgang nicht geschleudert, sondern in die unteren Zargen umgehängt, da bei diesem Durchgang die Völker schon auf den Wintersitz umgestellt werden.

Die oben beschriebene Erntevorgänge kann man gut am Gewichtsverlauf für das Jahr 2012 nachvollziehen. Allerdings möchte ich nicht verschweigen, dass das eben beschriebene Szenario nicht jedes Jahr auch genau so abläuft. An den Gewichtsverläufen für die anderen Jahre, die ich unter dem entsprechenden Menü auf dieser Seite eingestellt habe kann man leicht erkennen, dass die Mehrzahl der Honigjahre anders verläuft und dann auch weniger Schleudervorgänge durchgeführt werden können.

Zwei Schleuderungen (Raps und Blumenäcker) sollten aber immer möglich sein. Wenn einmal ein Jahr mit nur einer Schleuderung eintritt, dann kann man als Imker froh sein, wenn man aus den guten Jahren, die vorher abgelaufen sind noch Vorräte im Honiglager hat, mit denen man seine Kunden bedienen kann.
Dank der Blumenäcker, die seit ca. 2009 hier in Altheim angebaut werden, kann ich jedes Jahr mit zwei sicheren Schleuderungen, die ordentlich Honig liefern rechnen. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel...