Blumenäcker

Ein Förderprogramm und seine Wirkungen

Schwerpunktmäßig nach dem Bienensterben 2008 im Oberrheingraben haben einige Bundesländer Förderprogramme für die Bienen aufgelegt.

Es wurden Zuschusszahlungen an die Landwirte angeboten, die auf einem Teil ihrer Felder Blühmischungen anbauen. Dabei wurden Vorgaben gemacht über die Zeit der Aussaht und die Dauer der Nutzung, unter anderem ein Zeitpunkt für den frühesten Termin des Mulchens der Fläche. Außerdem wurden den Landwirten bestimmte Blühmischungen vorgegeben, die zum Anbau kommen sollen.

Bei den Mischungen handelt es sich meist um die Kombination von Blütenpflanzen, die ein Massenangebot an Nektar hervorbringen können. Die Blühzeiten der Pflanzen, die enthalten sind, sind zeitlich abgestuft. Sie beginnen meist Anfang Juli und reichen bis in den Oktober hinein.

Enthalten sind in den Mischungen oft Phacelia, Gelbsenf, Borretsch, Buchweizen, Sonnenblumen, Kornblumen und andere Blühpflanzen.

Diese Programme möchte ich im Allgemeinen als Segen für die Imkerei und die Wildbienen, sowie andere bestäubende Insekten bezeichnen. Gerade in der Zeit, in der diese Blühmischungen Nektar bieten ist in der Natur für die Bienen recht wenig zu holen. Mit der Ausnahme von Waldtrachten, die ja recht selten und ganz unzuverlässig auftreten gibt es von Juli bis Oktober eigentlich keine Massentrachten. Der Juni ist sowieso eine recht magere Zeit im Bezug auf die Trachtangebote.

So warte ich schon jedes Jahr gespannt auf das Erblühen der ersten "Blumenäcker", damit sich meine Völker mit diesem Angebot zunächst wieder vom Mangel-Angebot des Juni erholen können und dann sogar noch eine nennenswerte Tracht einbringen können. Wenn alles gut läuft (auch das Wetter), dann können die Bienen noch im Juli die Honigzargen mit köstlichem Blütenhonig füllen.

Der Nachteil dieser "Blumenäcker" liegt darin, dass wohl manche Anbieter der Saatmischungen in den letzten Jahren dazu übergegangen ist, immer mehr Borretsch in die Mischungen zu integrieren. Borretsch enthält im Nektar leider ein Gift, das dem Gift des Jakobs-Kreuzkrauts ähnlich ist. Im Honig sollte dieses Gift möglichst nicht vorhanden sein. Nun blühen aber die "Blumenäcker" zu einer Zeit, in der aus anderen Quellen nur wenig oder kein Angebot bereit steht. Daher sind die Bienen dazu gezwungen, auch den Borretsch zu befliegen. Der Eintrag des giftigen Nektars aus dieser Pflanze in den Stock ist so vorprogrammiert. Da aber der Borretsch recht spät beginnt zu blühen, habe ich meine Völker bis dahin schon meist abgeschleudert. Der Honig mit Borretschanteilen verbleibt über Winter im Stock und wird von den Bienen verbraucht. Im Honig landet er auf diese Weise nicht.

Späteres Abschleudern, allerdings kann die Gefahr der Verunreinigung des Honigs steigern.

Jeder Imker sollte daher bemüht sein, die Landwirte und die Saatgutanbieter auf dieses Problem hinzuweisen, damit in künftigen Blühmischungen kein Borretsch mehr auftaucht. Zusätzlich sollte jeder Imker auch auf ein frühes Abschleudern, spätestens Ende Juli bedacht sein, um die Ernte von kontaminiertem Honig zu vermeiden.